Umbau

Aller Anfang ist schwer

 

Am 6. Dezember 2007 habe ich mir diese Honda VFR750RC30 gekauft. Noch nie eingelöst, jedoch schon über 10000km, sah sie ziemlich heruntergekommen aus, deshalb habe ich kein Foto im zusammengebauten Zustand gemacht. Eigentlich hätte der ehemalige Besitzer einen Tritt in den Hintern verdient und das mit Anlauf, so ungepflegt war sie. Der Vorbesitzer war übrigens ein Honda Händler aus der West-Schweiz.

 

Eines war mir von Anfang an klar, die RC30, sollte sie mal fertig werden, würde nicht mehr viel mit einer Originalen RC30 zu tun haben. Ob es mir jedoch gelingen würde, so etwas zu realisieren, entzog sich meinen Kenntnissen zu diesem Zeitpunkt, denn es war das erste Mal, dass ich mich an so etwas ran wagte.

Bevor ich mir Gedanken über Design und Farbe machte, habe ich angefangen alles was nicht mehr schön aussah, zu entfernen und durch Profis oder eigener Handarbeit wie Reinigen, Pulverbeschichten, Galvanisieren, Polieren usw. wieder in einen neuwertigen Zustand zu versetzen.

 

 

Oelwanne und Kupplungsdeckel wurden durch Zubehörteile, von Durbahn Hamburg, ersetzt. Auch die RC30 Felgen mussten weichen und wurden durch PVM ersetzt. Hinten 6x17, vorne 3.5x17, wie original. Die Aspuffanlage wich einer Termignoni.

Zusätzlich wurde der Original-Endtopf von Paolo Stedile in 9565 Oberbussnang, so abgeändert, dass dieser auf die Krümmer der Termignoni passte. Das Original Federbein musste auch raus, neu gibt es ein Raiger, das nach Mass gebaut wurde. Um Platz zu sparen, wurde das Expansionsgefäss direkt an den Dämpfer gebaut.

Die ausgebaute Gabel wurde revidiert, von Fahrwerksspezialist Res Stäger in 3303 Münchringen. Die Gleitrohre poliert, die Standrohre microstrahlbeschichtet, um ein besseres Losbrechmoment zu erzielen. Nebst der Gabel ist ein CBR 1000 Kühler Jg. 2004 umgebaut worden, um den Unteren kleinen Originalkühler der RC30 zu ersetzen. Ca. 1/3 mehr Kühlleistung, stehen nun zur Verfügung.

Um eine bessere Kühlung der Vergasser zu erzielen, wurde ein Plexiglas im Ofen erwärmt und danach, solange es noch die nötige Wärme hatte, auf die obere Seite des Motorblocks gedrückt. Somit erhielt ich eine Form, um später darauf mit Karbon, einen Lufteinlass zu laminieren, der über den oberen Kühler nach aussen kam.

Unterdessen war mein Tank wieder vom Spengler zurück. Auf der original RC30 war mir nie richtig wohl. Ich hatte mir überlegt höher und näher am Geschehen zu sitzen, wusste aber nicht richtig wie ich das näher sitzen, realisieren sollte. Um höher zum kommen war das kleinere Problem. Als ich dann auf der Webseite von Durbahn sah, was er gemacht hatte, musste ich nur noch einen fähigen und bezahlbaren Spengler finden, der das umsetzen konnte. Nach langem suchen, fand ich Roland Kobe in 6222 Gunzwil, der eine perfekte Arbeit machte.

Beim Heck wollte ich etwas Modernes, leichtes mit viel Raum nach unten, damit die Einarmschwinge so richtig zur Geltung kommt. Ein angeschabtes Rennheck einer CBR 1000 Jg. 2009 kam da grad richtig. Es war so schmal und hoch, dass plötzlich alles am Alurahmen-Heck zu lang und zu breit war. Eigentlich hatte ich es mir etwas einfacher vorgestellt, denn plötzlich wusste ich nicht mehr weiter. Meine Fähigkeiten beinhalten kein Schweissen oder Fräsen. Eine längere Pause war angesagt, denn ich hatte echt keine Idee mehr, wie ich weitermachen sollte.

Nach ein paar Wochen Pause, kehrte jedoch der Drang nach neuen Taten zurück.

Es musste weitergehen egal wie. Beim Heck musste alles weg, was überflüssig war. Jedoch mit der nötigen Vorsicht. Sämtliche Halterungen, die nicht mehr zu gebrauchen oder im Weg waren, wurden entfernt.

Nachdem alles überflüssige Alu weg war, nahm ich einen Abdruck vom original RC30 Heck. Dazu verwendete ich Glaslaminat, Harz und Härter. Der Abdruck passte folglich auch, an den original Anschraubpunkten. Mit TecClay füllte ich die groben Übergange aus, um danach wieder drüber hinweg zu Laminieren. Anschliessen wurde der Clay von hinten wieder rausgeschnitten. Somit war auch genügend Platz für das Aluheck vorhanden.

In weiteren Schritten wurde nun geschliffen und gespachtelt, sowie die vier überflüssigen Löcher beim Heck, das ja ursprünglich von einer CBR 1000er stammte, über Laminiert. Anschliessend wird die untere Seite ebenfalls zu Laminiert und danach mit einem Tremel wieder aufgetrennt. Am Deckel wird nochmals rundherum nach aussen, ca. 1cm, nach Laminiert. Somit ist genug Material vorhanden, um den Deckel später mit dem Heck zu verbinden. Übrigens auf dem letzten Foto ist das Raiger Federbein ersichtlich. Gekauft bei Res Stäger.

Mit der Herstellung der Licht und Nr. Halterung macht das Heck ganz langsam den Schritt zur Vertigstellung. Durch die Stabilisierung, die auf dem Foto noch von einer roten Stütze gehalten wird, bis sie trocken ist, kommt später das Kabel von Rück- und Bremlicht ebenso der Nr. Beleuchtung. Nun fehlte noch der Satel und die Auspuffhalterung.

Das Heck wird nun im Bereich des Sattels, mit braunem Packet Klebeband, sauber abgedeckt. Das dient mir als Trennmittel. Auch dieses Teil wird mit Glasgewebe hergestellt. Karbon habe ich eigentlich nur dort verwendet, wo es auch sichtbar ist. Nachdem der Moosgumi die richtige Grösse hat, wird er auf die gut ausgehärtete Unterlage geleimt und anschliessend mit grobem Schleifpapier in die gewünschte Form geschliffen. Zuletzt wird der Sattel mit Verdünner sauber gereinigt.

Überzogen wird der Sattel später vom Profi:

Sattlerei Beat Lehmann in 4900 Langenthal.

www.lehmann-fight.ch

www.sattlerei-lehmann.ch

 

Ein weiterer Schritt ist getan. Zügig geht es vorwärts. Vergessen sind die Tage, an denen ich nicht mehr weiter wusste. 

Als nächstes wird die Auspuffhalterung geboren. Die Idee dazu, spuckte schon lange in meinem Kopf umher. 

In der Micro vorgewärmter TecClay wurde zu einem Strang gerollt, die Biegung entspricht in etwa der Rad-Rundung. Solange das Material noch weich ist, wird es am einen Ende ans Heck angedrückt und am anderen Ende an den Endtopf.

Nach dem Aushärten wird das ganze mit Carbonschlauch überzogen und mit Harz und Härter getränkt. Nach weiteren 24 Std ist auch der Carbon hart. Aufschneiden, Clay raus, wieder zusammen kleben, mit Harz und Härter versteht sich von selbst.

Weitere zwei Lagen Karbonschlauch darüber Laminieren und fertig ist der Halter.

Die Kopfschale, die ich schon vor Monaten gekauft habe, fand ich in Littau. Die letzte dieser Art, hat mir der Verkäufer versichert. Etwas breiter als das Original, nicht so modern sah sie aus, war mir aber eigentlich egal. Hauptsache man sah sowas nicht jeden Tag. Beim anpassen merkte ich, dass sie nach unten zu kurz geraten war. Also wurde mit stabielem Karbon Kevlar angesetzt, bis die Lücke zu war. Auch vorne waren ein paar Anpasungen notwendig. Der Kühlerausschnitt musste auch vergrössert werden, da ja der Kühler unten auch vergrössert wurde.

Nachdem die Schale zum ersten Mal angebracht war, stellte ich fest, dass die Kopfschale viel zu tief, in Richtung Stummellenker war. Ich konnte ja gar nicht den Lenker einschlagen. Wie weiter. Nach langem hin und her, nahm ich einen Abdruck von einer GSX/R Kopfschale und laminierte dieses Teil an. Wieder mit TecClay Übergange auffüllen, über Laminieren und von hinten überflüssiges Material weg trennen. Das Resultat liess sich sehen.

Übrigens bei uns heisst der TÜV MFK. Also brauchte die Schale noch Licht, damit die RC30 auch MFK tauglich wird. 55mm Durchmesser haben die Scheinwerfer, selbstversändlich MFK tauglich. Die zwei Plastikbecher sind leicht konisch und haben den richtigen Durchmesser, um zwei Lichtschächte zu bauen.

 

Aus einer Karbonplatte entsteht eine Halterung, die dann mitsamt den Lampen an drei Gewinde geschraubt wird, die vorher von hinten in die Schale einlaminiert wurden. Jetzt noch die Frontscheibe an die Kopfschale anpassen und alles montieren. Endlich sehe ich wieder einen Lichtschimmer am Horizont und der leuchtete schon ziemlich hell. 

Mittlerweilen sind seit dem Kauf der RC30 ca zweieinhalb Jahre vergangen. In dieser Zeit standen nicht nur ausschliesslich Polyesterarbeiten an. Brems- und Kupplungsleitungen wurden ersetzt, Bremszangen nebst dem Pulverbeschichten komplett revidiert, Lenkkopflager ersetzt, Hauptbremszilynder durch einen Radialzylinder ersetzt (GSXR 750 K6), Vergaser revidiert,  verschiedene Halterungen neu gemacht usw.

Was jetzt noch fehlt, ist die Armaturenhalterung. Gleichzeitig muss diese auch die Kopfschale fixieren. Da diese sichtbar ist, werde ich Carbon verwenden.

Das weisse Styropor dient als Positiv für die Armaturen.Vorgängig habe ich es mit Glasgewebe überzogen und aushärten lassen. Danach gut mit Trennmittel eingerieben, damit man es später vom ausgehärteten Carbongewebe wieder trennen kann. Die zwei halb-runden Stangen, dienen spater zur seitlichen Fixierung der Kopfschale.

Alle Teile werden nun zusammengefügt und anschliessen nochmals als ganzes überzogen. Nachdem die Armaturen montiert sind, können praktisch keine Übergänge mehr ausgemacht werden. Fertig, alles ist dran, die RC30 ist bis auf die Farbe fertig. Sogar laufen tut sie noch. Nun wieder alles abmontieren und ab zum Lackierer, Willi Ryser in 4938 Rohrbach.

Mittlerweilen sind fast auf den Tag genau 3 Jahre vergangen, seit die RC30 in meinem Besitz ist.

Schleifen bis zum Abwinken. Wer schon mal selber so etwas gemacht hat, weiss wie viel Arbeit dahinter steckt. Doch es wäre schade, wenn jetzt noch etwas gepfuscht würde.

In der Altjahrswoche 2010 war es dann soweit. Willi begann zu lackieren. Ziel war, bis in spätestens vier Tagen sollte alles fertig sein. Zuerst weiss, danach gings zum Abdecken, was wieder meine Arbeit war. So ginge es weiter, bis alle Farben ihren Platz gefunden hatten.

Am Morgen des dritten Tages war die letzte Farbe an der Reihe. Drei Stunden später war ich mit dem gesamten Material bei Christa Gilgen. Ebenfalls in Rohrbach. Diese schnitt mir alle Schriften und half beim Bekleben. Am nächsten Tag konnte die Arbeit, mit Klarlack, beendet werden.

Nach 37 Monaten und 3 Tagen war es dann soweit. Die RC30 war endlich fertig. Beim montieren der Frontscheibe, die letzte Arbeit, hatte ich vor Aufregung ganz nasse Hände.

Der Termin für die MFK stand auch schon fest. Am 4. März wurde die Maschine vorgeführt. Diese Arbeit übernahm Brivemo Motos in 4805 Brittnau. Zu meiner Freude war auf Anhieb alles i.o.

 

Zu erwähnen gibt es noch folgendes.

Das Designe der Schriften, hat Macteam Toni Mühlemann, gemacht.

Die elektrischen Details wurden von Karl Notz übernommen und

sämtliche Fräsarbeiten von Stefan Schöni.

 

All denen, die zum guten Gelingen beigetragen haben, gebürt mein grösster Dank.